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Reisebericht aus Peru

30.04.2023

Im Oktober 2022 reiste unsere Kollegin Meike Naujoks nach Peru und besuchte unser Projekt in der Region San Martin. Ihre Eindrücke schildert sie in ihrem Reisebericht.

Reisebericht aus Peru: zu Besuch in den Anden

Im Oktober 2022 reiste unsere Kollegin Meike Naujoks nach Peru und besuchte unser Projekt in der Region San Martin. Ihre Eindrücke schildert sie in ihrem Reisebericht.

Dass der Amazonas-Regenwald große Mengen CO² bindet und aus diesem Grund gerne die „grüne Lunge unseres Planeten“ genannt wird, ist in der Öffentlichkeit weitbekannt. Der Schutz dieses außergewöhnlichen Naturraums gewinnt mit der Klimakrise mehr und mehr an Bedeutung. Um den noch existierenden Regenwald auch weiter zu bewahren, müssen vielfältige Ansätze verfolgt werden. Auch HelpAge engagiert sich auf diesem Gebiet und unterstützt ausgewählte indigene Bevölkerungsgruppen im peruanischen Amazonasgebiet, die biologische Vielfalt zu fördern. Mit unserer lokalen Partnerorganisation Waman Wasi setzten wir aktuell ein Projekt zum Schutz der indigenen Lebensweise und Biodiversität in der Region San Martin um.

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Das Projekt hat das Ziel, indigenes Wissen auf der Basis intergenerationellen Lernens in 30 indigenen Gemeinden (Kechua, Shawi und Awajun) zu vermitteln. Das Projekt ist eine Reaktion auf die Gefährdung der biologischen Vielfalt der Region, insbesondere durch den selektiven Holzeinschlag und den damit einhergehenden Ausbau von Landwirtschaft, Rohstoffindustrie und Infrastruktur. Die indigene Bevölkerung ist diesen Maßnahmen oft wehrlos ausgesetzt. Hinzu kommen der zunehmende Werteverfall der indigenen Kultur und der Wissensverlust über traditionelle, nachhaltige Landwirtschaft, Waldschutz und Nutzung von Ressourcen. Und auch die Zunahme von Monokulturen führt zu abnehmender Biodiversität und Ernährungsvielfalt.

Foto: Jung und Alt töpfern gemeinsam.

Unser Partner Waman Wasi ist eine lokale gemeinnützige Organisation mit Sitz in Lamas (San Martin). Ihr Ziel ist es, das Bewusstsein für die indigene Denk- und Lebensweise für ein Leben in Harmonie mit der Umwelt im andinen Amazonasgebiet zu schärfen. Die Organisation führt seit 2002 Projekte mit Unterstützung internationaler Geldgeber durch und verfügt über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit älteren Menschen, Kindern, Schulen und Gemeindeorganisationen. Ziel meiner Reise war es, die Arbeit vor Ort kennenzulernen, die Mitarbeitenden fortzubilden und uns persönlich über die bisherigen Erfolge und die aktuelle Situation austauschen zu können.

Die vielfältigen Projektaktivitäten vor Ort lassen sich in wenigen Worten nur schwer beschreiben, vor allem, weil die Arbeit von Waman Wasi im historischen, geografischen und kulturellen Kontext verstanden werden muss. Die großflächige Abholzung des Regenwalds zerstört nicht nur natürliche Lebensräume, sondern symbolisiert auch eine mannigfaltige Anzahl von Interessen und eine Historie, die von Machtgefällen und Unterdrückungen geprägt ist.

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Waman Wasi arbeitet nicht ausschließlich mit älteren Menschen, aber sie stellen entscheidende Wissensträger*innen in ihrer Arbeit dar. Über das Projekt werden Anlässe und Möglichkeiten geschaffen, altes Wissen über die Natur und ein gesundes Zusammenleben zu regenerieren und an jüngere Menschen weiterzugeben. Es werden Workshops durchgeführt, in denen ältere Menschen dieses traditionelle Wissen erklären und zeigen, während jüngere Menschen die Anwendung unter Anleitung üben. Außerdem werden generationsübergreifend biodiverse Gärten angelegt und es wird viel über nachhaltigen Anbau und Ernährungsvielfalt gesprochen. Über das Projekt werden Aufforstungen vorgenommen und Pflanzen rekultiviert, die in der Region zum Teil bereits verloren gegangen sind. Darüber hinaus arbeitet Waman Wasi mit lokalen Bildungsbehörden und Schulen zusammen, um Lehrerkräfte fortzubilden und auf Gemeindeebene möglichst viele Familien erreichen zu können.

Foto: Frauen in traditionellen Kleidern in der Region Awajun

Meine durchgeführte Monitoringreise hat bestätigt, dass unsere Projektarbeit vor Ort wertvoll ist, diese Form der Unterstützung gebraucht wird und wertvolle Wirkungen erzielen kann. Das Team von Waman Wasi ist sehr erfahren und hoch motiviert. Es ist ihnen gelungen, über Jahrzehnte ein wichtiges Vertrauensverhältnis zu den indigenen Bevölkerungsgruppen aufzubauen. Ohne dieses Vertrauen wäre die Arbeit vor Ort unmöglich. Auf der anderen Seite haben die Ergebnisse der Reise aber auch das Bewusstsein für das Ausmaß der grundlegenden Problematiken in dieser Region geschärft: Stundenlange Autofahrten durch Monokulturen (hier vor allem Reis und Mais), wo einst Primarwald stand. Menschen, die ohne Schutzmaßnahmen giftige Pestizide anwenden, die nicht nur den Boden langfristig schädigen. Indigene Dörfer, die nach wie vor strukturell benachteiligt sind und auf verschiedenen Ebenen mit den Folgen von Ausbeutung kämpfen.

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Ein Besuch vor Ort verdeutlicht nochmal klarer, dass das allgemeine Engagement den akuten Bedarfen vor Ort und den international vereinbarten Klimazielen nicht gerecht wird. HelpAge ist und wird nicht in der Position sein, signifikant dazu beizutragen, den Amazonas-Regenwald im Gesamten zu schützen. Auch können wir die große Ungerechtigkeit, die indigene Bevölkerungsgruppen erfahren haben und nach wie vor spüren, nicht beenden. Dennoch erkennen wir starke Wirkungen unserer Arbeit auf kleiner Ebene: Mit unserer Arbeit erreichen wir 30 indigene Gemeinden und von den Maßnahmen profitieren mehr als 1.200 Kinder, 120 junge Menschen, 300 Großeltern sowie 120 Lehrer*innen. Bezogen auf das gesamte Amazonasgebiet mag dies nicht viel erscheinen – dennoch erreichen wir betroffene Menschen und Gebiete und können direkte Wirkungen erzeugen, die das Leben in dieser Region nachhaltig verändern. Wir hoffen, unsere Arbeit vor Ort auch in der Zukunft fortsetzten zu können. Denn wir verstehen unseren Einsatz nicht als „Tropfen auf den heißen Stein“, sondern erkennen, wie „der stete Tropfen den Stein höhlt“. Solange wir die Lebensbedingungen von Individuen, von Familien und einzelnen Gemeinden verbessern können und einen Teil dazu beitragen, die Biodiversität vor Ort zu fördern und zu schützen, werden wir versuchen, unsere Projektarbeit in dieser Region aufrechtzuerhalten.

Foto: Ein älterer Mann gibt die Kunst des traditionellen Flechtens von Matten an die jüngere Generation weiter.

Ihre Ansprechperson

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Meike Naujoks

Projektreferentin