
Naher Osten
Im Alter auf der Flucht
Der Nahe und Mittlere Osten ist eine vielfältige und heterogene Region, in der Politik und Religion die meisten Aspekte des Lebens, einschließlich Gesundheit und Gesundheitsversorgung durchdringen. Die syrische Krise hat die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Genozid in Ruanda erzeugt und wird nun als die entscheidende Flüchtlingskrise unserer Zeit beschrieben. Innerhalb dieser Flüchtlingsbevölkerung sehen sich ältere, behinderte und verletzte Geflüchtete mit besonderen Herausforderungen konfrontiert, die zu ihrer Verletzlichkeit beitragen. Studien zeigen jedoch, dass diese Gruppen häufig bei der Bewertung, Datenerhebung, Gestaltung und Umsetzung von humanitären Hilfsprojekten vernachlässigt werden.
Libanon
Im Libanon leben offiziell etwa 805.000 geflüchtete Menschen aus Syrien. Doch die Schätzungen, wie viele Syrer*innen tatsächlich im Libanon Schutz gefunden haben, gehen bis in die Millionenhöhe. Die Infrastruktur des Landes war bereits vor dem Syrien-Krieg an ihre Grenzen geraten, jetzt droht sie allerdings zu kollabieren. Die wirtschaftliche Situation des Landes ist schlecht und besonders ländliche Gebiete werden von der Politik vernachlässigt. Auch der Zugang zu medizinischer Versorgung ist eingeschränkt. Das stark privatisierte Gesundheitssystem ist absolut überfordert, die hohe Zahl der neuen Patient*innen zu versorgen. Auch weil die internationalen Hilfsgelder immer stärker gekürzt werden, müssen immer mehr Kliniken für Geflüchtete schließen, was gleichzeitig den Druck auf libanesische Gesundheitseinrichtungen weiter erhöht. Für die Menschen vor Ort, Geflüchtete wie Einheimische, bedeutet dies, dass sie nur selten Arzttermine bekommen, dass sie nicht mehr mit lebensrettenden Medikamenten wie etwa Insulin versorgt werden, und dass die ganze Familie finanziell stark belastet wird, um Behandlungskosten decken zu können.