Kambodscha liegt auf Platz 13 der klimagefährdetesten Länder weltwelt. Die Bevölkerung ist fortwährend schweren Dürren, Überschwemmungen und Stürmen ausgesetzt. Die besonderen Bedürfnisse der älteren Menschen werden vor, während und nach derartiger Krisensituationen häufig übersehen.
Neues aus den Projekten: altengerechte Katastrophenvorsorge in Kambodscha
22.07.2021
Kambodscha belegt Platz 13 der klimagefährdetsten Länder weltweit und rangiert 2020 im World Risk Index Report (WRIR) auf Platz 16 von insgesamt 181 Ländern. Das Land hat zwischen den Jahren 2002 und 2006 als auch in 2016 extreme Dürren erlebt, wobei die Dürre im Jahr 2016 die schwerste seit vielen Jahrzehnten war. Auch Taifune sind in Kambodscha keine Seltenheit und hinterlassen oft verheerende Zerstörung. Die Provinz Battambang, bekannt als die am meisten Reis produzierende Region des Landes, ist eine der am stärksten von Klimagefahren betroffenen Provinzen Kambodschas. In vielen Hilfsprogrammen und -projekten werden Katastrophenvorsorge oder auch Maßnahmen zum Umgang mit dem Klimawandel gefördert - doch die Auswirkungen derartiger Katastrophen speziell auf ältere Menschen werden in den meisten Fällen nicht berücksichtigt.
Im Fachjargon sagt man, dass ältere Menschen besonders "vulnerabel" sind. Das bedeutet, dass sie wesentlich anfälliger für Katastrophen wie z.B. Dürren, Taifune und Überschwemmungen sind und die negativen Folgen, die mit solchen Krisen einhergehen, weniger gut überwinden können. Diese hohe Vulnerabilität oder auch Verwundbarkeit entsteht durch viele verschiedene Faktoren, wie gesundheitlicher und körperlicher Einschränkungen (z.B. Sehbehinderungen oder Immobilität), fehlender sozialer Absicherung (also keine bis wenig Rente) oder auch sozialer Isolation (die durch die Corona-Pandemie noch stärker geworden ist). Wenn dann zusätzlich dazu die Katatsrophenvorsorge oder die Hilfsprogramme nach einer Krisensituation nicht auf diese besonderen Bedarfe eingehen, können ältere Menschen nur wenig Unterstützung erfahren und bleiben dadurchn oft zurück.
In Kambodscha gehen wir Zustände wie diese an. Gemeinsam mit unserem lokalen Partner HelpAge Cambodia bereiten wir ältere Menschen in der Region Battambang besser auf Katastrophen sowie den Klimawandel vor und unterstützen Betroffene dabei, ihre Existenzgrundlagen an extreme Wetterbedingungen anzupassen. Das geschieht beispielsweise durch vielfältige und widerstandsfähige Landwirtschaftstechniken, ein altersgerechtes Existenzsicherungskonzept, die Bereitstellung von finanziellen Ressourcen und die Vermittlung hilfreichen Know-Hows. Außerdem wird mithilfe lokaler Altenorganisationen die Umsetzung der nationalen Altenpolitik 2017-2030 vorangetrieben, die auch strukturelle Verbesserungen in der kambodschanischen Gesetzgebung anstrebt. Das Projekt findet in zehn ländlichen Gemeinden in drei Distrikten von Battambang statt: Kaos Krala, Rukhak Kiri und Sangkae. Zwei dieser Distrikte, Rukhak Kiri und Kaos Krala, werden fast jedes Jahr von starken Dürren heimgesucht. Das Projekt läuft noch bis Dezember 2022 und wird finanziert über das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Aktion Deutschland Hilft sowie Privatspenden.
Ganz konkret wurde in dem Projekt vor Ort unter anderem bereits Folgendes erreicht:
Es wurden zehn Older People Associations (kurz OPAs, übersetzt heißen sie Altenorganisationen) neu gegründet, welche die Entwicklung von sogenannten Disaster-Risk-Reduction (DRR)-Aktionsplänen eigenständig leiten. Diese DRR-Pläne sind Konzepte, die sich einerseits mit präventiven Maßnahmen beschäftigen, um Katastrophen vorzubeugen, und andererseits konkrete Informationen für den Ernstfall bereitstellen, wie z.B. Evakuierungsabläufe. Zuvor gab es solche Pläne zur Reduzierung von Katastrophenrisiken nicht.
Es wurden Regierungsbeamte geschult, Katastrophenvorsorge inklusiver und vor allem altengerechter auszurichten. Bisher gibt es nämlich kaum Know-How dazu, wie ältere Menschen angemessen in Katastrophenpläne mitgedacht werden können. Diese Maßnahme ist insbesondere im Hinblick auf die Nachhaltigkeit des Projektes wichtig.
270 Mitglieder der OPAs erhielten zudem eine Art Mikrokredit zum Kauf von Produktionsmitteln, um sich eine eigene Lebensgrundlage zu schaffen. Ohne eine konstante finanzielle Absicherung ist die Existenzgrundlage der älteren Gemeindemitglieder häufig gefährdet und führt in vielen Fällen zur Abhängigkeit von Familien oder Freunden.
Da älteren Menschen in Katastrophen häufig nicht genügend finanzielle Mittel zur Verfügung stehen, um ihre Notsituation zu bewältigen, wurden außerdem Nothilfefonds zur schnellen Hilfe im Katastrophenfall eingerichtet. Diese werden von den OPAs betreut.
Außerdem wurden 30 Familien mit altersgerechten Wassertanks ausgestattet. Dies ist wichtig, da ältere Menschen durch alterstypische Einschränkungen, wie z.B. körperlicher Gehbehinderungen, oft einen schwierigeren Zugang zu Wasserressourcen haben. Altersgerechte Wassertanks sind beispielsweise durch Rampen barrierefrei.