Der durch HelpAge unterstützte lokale Projektpartner Kwa Wazee führt einen Aktionsplan ein, um Schlimmeres im Rahmen der Coronakrise zu verhindern
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Kwa Wazee: Große Ungewissheit und viel Sorge am Viktoriasee
07.04.2020
Der durch HelpAge unterstützte lokale Projektpartner Kwa Wazee führt einen Aktionsplan ein, um Schlimmeres im Rahmen der Coronakrise zu verhindern
HelpAge Deutschland unterstützt seit vielen Jahren die Altenorganisation Kwa Wazee, die mit Frauen und Männern im höheren Lebensalter in Tansania und in ihren Haushalten lebenden Kindern zusammenarbeitet, um die Selbsthilfe zu stärken. Etwa 1.150 ältere Frauen und Männer erhalten jeden Monat eine kleine Rente oder nehmen in einer der rund hundert Selbsthilfegruppen in den Bereichen Gesundheit, Nachbarschaftshilfe, Erwerb von Zusatzeinkommen oder Selbstverteidigung teil.
Seit einigen Wochen hat das Corona-Virus auch die Projektregion im Muleba-Distrikt am Viktoriasee im Nordwesten von Tansania erreicht.
Da Menschen im höheren Lebensalter und Menschen mit chronischen Erkrankungen ein erhöhtes Sterberisiko am Corona-Virus haben, blicken die Projektverantwortlichen und die vielen älteren Menschen vor Ort mit Sorge in eine ungewisse Zukunft. Niemand weiß so recht, was in nächster Zeit passieren wird.
Kwa Wazee hat sich zum Ziel gesetzt, Schlimmeres zu verhindern. Ein Aktionsplan wurde erarbeitet und implementiert, der mit Regierungsmaßnahmen abgestimmt ist. Die tansanische Regierung hat unter anderem veranlasst, dass keine Versammlungen mehr stattfinden dürfen und gebietsweise gelten Ausgehverbote.
Aufklärungskampagne mit besonderem Blick für Menschen im höheren Lebensalter
Zusammen mit der Lokalregierung des Distrikts Muleba, hat Kwa Wazee Poster und Broschüren zur Aufklärung über das Corona-Virus und seine Gefahren angefertigt, die in sämtlichen Bezirken des Distrikts aufgehängt und verteilt wurden. Der Inhalt der Poster und Broschüren orientiert sich an Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Da es viele ältere Menschen gibt, die schlecht sehen oder die kaum noch ihr Haus verlassen können, weisen die Poster und Broschüren ebenfalls darauf hin, auch ältere Menschen in der Nachbarschaft zu informieren.
Reformation im Bereich der Rentenzahlungen: Einführung von Zahlungen per Mobiltelefon
Bisher erhielten die meisten der rund 1.150 älteren Frauen und Männer, die am Rentenprogramm teilnehmen, einmal im Monat ihre Rente in bar. An Auszahlungspunkten in neun Dörfern erhielten alle Teilnehmenden aus der Gegend ihre Rente. Die Rentenauszahlungen waren ein wichtiges soziales Ereignis, bei dem man sich regelmäßig traf. Solche Ansammlungen von Menschen sind im Moment, aufgrund der Gefahr der Virusverbreitung aber viel zu gefährlich und wurden durch die Regierung auch verboten.
Kwa Wazee hat deshalb begonnen, Rentenauszahlungen per Handy vorzunehmen. Diese Art des mobilen Bezahlens ist in Tansania sehr verbreitet. Für viele ältere Menschen ist mobiles Bezahlen aber noch recht ungewohnt und nicht zugänglich. Nach einer Umfrage haben ca. 40% der älteren Menschen in der Projektregion noch keine Erfahrungen in der Zahlung per Mobiltelefon. Kwa Wazee arbeitet mit Nachdruck daran, zusammen mit lokalen Partnern auf dörflicher Ebene, Lösungen für dieses und andere Probleme zu erarbeiten. Die Verantwortlichen vor Ort sind aber zuversichtlich, dass alle Menschen, die am Rentenprogramm teilnehmen - unter Einhaltung der Kontaktbeschränkungen - ihre Rente bekommen.
Einzelberatungen anstatt Selbsthilfegruppen
Alle Gruppenaktivitäten wie die Selbsthilfegruppen wurden bis auf Weiteres eingestellt. Um aber auch weiterhin für die Menschen vor Ort ansprechbar zu sein, hat Kwa Wazee für Einzelberatungen ein Zelt vor dem Bürogebäude eingerichtet. Mit ausreichend Abstand und persönlichem Schutzequipment wie einem Mundschutz, kann so ein Basisangebot aufrechterhalten werden.
Ein Bericht von HelpAge Deutschland und Kwa Wazee, April 2020