Das Projekt "Kwa Wazee" in Tansania wird schon seit Jahren durch die HelpAge-Kampagne "Jede Oma zählt" erfolgreich unterstützt. Doch was passiert in dem Projekt eigentlich genau? Hier finden Sie Antworten.
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Kwa Wazee - Für die Alten
04.07.2021
"Kwa Wazee" stammt aus dem Swahili und bedeutet übersetzt "Für die Alten". Nicht nur das Projekt, das ältere Menschen in der Region Kagera unterstützt, trägt diesen Namen, sondern auch die lokale Organisation vor Ort. Die Mitarbeitenden machen sich auf vielen verschiedenen Ebenen für die Rechte der älteren Menschen in Tansania stark - von praktischer Unterstützung bis hin zur nationalen Lobbyarbeit. Bereits seit mehr als zehn Jahren arbeiten HelpAge Deutschland und Kwa Wazee vertrauensvoll und erfolgreich zusammen.
Kwa Wazee
stellt sich eine Gesellschaft vor, in der ältere Menschen ein würdevolles, gesundes und sicheres Leben führen können. Aus diesem Grund begannen sie in der Region Kagera, die im Nordwesten Tansanias nahe des Viktoriasees liegt, älteren Menschen eine bedingungslose Mini-Rente auszuzahlen. Sie beträgt 7,50 Euro im Monat, für mitzuversorgende Enkelkinder gibt es einen Zuschlag. Dieses Rentensystem ist ein Pilotprojekt über mehrere Gemeinden der Region und dient als eine Art Forschungsprojekt, das den Einfluss von Renten auf die Lebensqualität im Alter im Rahmen der sozialen Sicherung untersucht. Das Ziel ist es, der nationalen Regierung zu zeigen, welche positiven Effekte staatliche Renten für die Bevölkerung bedeuten können.
Die monatliche Mini-Rente ermöglicht es den Projektteilnehmenden Lebensmittel zu kaufen, ihre Medikamente zu besorgen oder das Schulgeld für ihre Enkelkinder zu bezahlen. Sie können das Geld genau dort einsetzen, wo sie es am dringendsten benötigen. Viele von ihnen schaffen es zudem, von der Rente noch etwas zu sparen und investieren z. B. in die langfristigere Selbstversorgung. Eine der Projektteilnehmenden berichtet: „Ich kaufte im Laufe der Zeit vier Ziegen. In dem Moment als ich krank wurde und ins Krankenhaus musste, verkaufte ich zwei Ziegen. So habe ich es geschafft, die Summe von 35 Dollar (80.500 tansanische Schilling) für die Behandlung zu bezahlen. Ich bin stolz darauf, dass eigenständig geschafft zu haben und jetzt trotzdem noch ausreichend Nahrung durch meine zwei Ziegen zu haben, die mir noch geblieben sind und meinen Lebensunterhalt sichern.
Die Ergebnisse des Pilotprojekts bestätigen, dass universelle Renten das Leben älterer Menschen verbessern. Die Projektteilnehmenden erzählen, dass sie sich durch das regelmäßige Einkommen sicherer fühlen, weniger Zukunftsängste haben und dass sich ihre Lebensqualität verbessert hat. Außerdem tragen die Renten zur Armutsreduzierung bei und sind somit ein wirksames Mittel für die Regierung, um die Armut im Land zu reduzieren. Über die Jahre lernt Kwa Wazee immer mehr über die Auswirkungen des Rentenprogramms und setzt sich auch politisch für die Umsetzung dieser Art von Sozialschutz durch die Regierung ein. Derzeit werden die Renten noch zum größten Teil aus Spenden finanziert - aber auch die ersten staatlichen Stellen in Tansania haben inzwischen erkannt, wie wichtig die finanzielle Unterstützung der älteren Menschen ist und welchen wichtigen Beitrag diese älteren Menschen immer noch für die Gesellschaft leisten.
Im Laufe der Zeit entwickelte Kwa Wazee über die Rentenzahlungen hinaus noch viele weitere Unterstützungsangebote, wie z.B. Schulungen zu neuen Anbaumethoden oder auch Selbsthilfegruppen, um den sozialen Austausch zu fördern. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Selbstverteidigung der älteren Menschen, denn in Tansania sind Überfälle, insbesondere auf ältere Frauen, keine Seltenheit. Sie gelten als schwach und "einfache Beute". Kwa Wazee initierte Selbstverteidigungkurse, in denen die älteren Menschen die Anwendung neuer Abwehrtechniken trainieren, um sich gegen jede Form von Gewalt zu schützen. Während der letzten Monate hat Kwa Wazee die
Trainings auf mehrere Dörfer ausgeweitet und insgesamt 228 Großmütter und -väter "ausgebildet", wovon 15 Absolvent*innen sogar zur Trainerin bzw. zum Trainer ernannt wurden. Die älteren Menschen berichten, dass die Selbstverteidigungstrainings ihre Widerstandsfähigkeit erhöhen und ihnen geholfen haben, sich selbst und ihr Eigentum zu verteidigen. Gewalttaten gegen Ältere wurden dadurch erheblich reduziert.