Es ist die schlimmste Plage seit Jahrzehnten
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Heuschreckenplage & Hunger in Afrika
11.02.2020
Aktion Deutschland Hilft/Bündnis deutscher Hilfsorganisationen
Es ist die schlimmste Plage seit Jahrzehnten: Riesige Heuschrecken-Schwärme sind in Ostafrika und Südasien über ganze Landstriche hergefallen. Massive Ernteausfälle werden die Folge sein. Das verschärft die verheerende humanitäre Situation von Millionen Menschen, die schon jetzt dringend auf Lebensmittelhilfe angewiesen sind, weiter. Wir leisten Nothilfe. Helfen Sie uns, Leben zu retten - mit Ihrer Spende!
Vereinte Nationen: Internationale Hilfe dringend nötig
In ostafrikanischen Ländern wie Äthiopien, Kenia und Somalia sowie Pakistan, Indien und im Jemen spitzt sich die Situation aufgrund der Heuschreckenplage weiter zu. Der Einfall der Insekten führt zu massiven Ernteausfällen – und das in einer Region, in der viele Menschen ohnehin hungern. Die kritische Ernährungslage ist Konflikten und Wetterextremen geschuldet. Experten befürchten, dass sich die Plage auf weitere Länder ausbreitet.
Den UN zufolge könnten sich die Schwärme ohne internationale Hilfe bis Juni um das Fünfhundertfache vermehren. Die Ernährungssicherheit der gesamten Region sei bedroht.
Hilfsorganisationen stehen Landwirten zur Seite
In der betroffenen Region Oromia in Äthiopien etwa sind viele Menschen von Viehzucht und Ackerbau abhängig. Ihre Betriebe erholen sich gerade erst von den extremen Dürreperioden der vergangenen Jahre.
Für die Notlage mitverantwortlich ist ein Wetterphänomen: der Indische-Ozean-Dipol. Das ist eine natürlich vorkommende Schwankung der Wassertemperaturen.
Die Folge: Viel Regen und massive Überschwemmungen in Ostafrika.
Die Nässe hat sehr gute Bedingungen für die Wüstenheuschrecke geschaffen. Die Insekten können sich von den Pflanzen ernähren. Die Eier mit Nachkommen gedeihen in der feuchten Erde ideal und mithilfe der Winde können sich die Heuschrecken leicht ausbreiten, sagte Jasper Mwesigwa, ein Experte beim Klimazentrum der ostafrikanischen Regionalgemeinschaft IGAD, der Deutschen Presseagentur dpa.
Corona und Heuschreckenplage
Was die eine Katastrophe eindämmt, verschlimmert die andere
Wie in Europa schränkt der Kampf gegen das Coronavirus auch in Afrika das Leben von vielen Millionen Menschen ein. Unter anderem wurden Grenzschließungen, Ausgangsbeschränkungen und Versammlungsverbote verhängt, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Länder am Horn von Afrika wie Kenia, Somalia und Äthiopien kämpfen zeitgleich jedoch noch gegen eine weitere Katastrophe: Seit Anfang des Jahres werden sie von der schlimmsten Heuschreckenplage seit Jahrzehnten heimgesucht. Die riesigen Schwärme haben bereits Hunderttausende Hektar Ackerflächen kahlgefressen und verschlechtern die ohnehin schon prekäre Nahrungsmittelversorgung in der Region erheblich. Um der Plage Herr zu werden, sind zahlreiche Bauern auf Unterstützung angewiesen – doch die Maßnahmen gegen das Coronavirus schränken die Möglichkeiten derzeit stark ein.
Pandemie und Plage: Gefährlicher Kreislauf
Besonders heikel ist, dass sich die Coronapandemie und die Heuschreckenplage gegenseitig verschlimmern können. „Bei einer ungehinderten Vermehrung der Heuschrecken werden viele Kinder, Frauen und Männer Hunger leiden müssen. Und durch Mangelernährung sind die Menschen anfälliger für Krankheiten wie das Coronavirus“, erklärt Malte Landgraff von der Johanniter-Auslandshilfe den gefährlichen Kreislauf. Deshalb ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Bekämpfung der Heuschrecken jetzt nicht vernachlässigt wird. Am Horn von Afrika haben sich in der „Regionalen Wüstenheuschrecken-Allianz“ (Regional Desert Locust Alliance, RDLA) verschiedene internationale Hilfsorganisationen, darunter auch die Johanniter und World Vision, zusammengeschlossen. Sie fordern jetzt unter anderem eine Anpassung der Corona-Beschränkungen für die Bekämpfung der Plage: „Maßnahmen und Logistik, die der Bekämpfung der Heuschreckenplage dienen, sollten von den Bewegungseinschränkungen ausgenommen werden, damit Hilfsorganisationen gemeinsam mit der betroffenen Bevölkerung weiter gegen die Heuschrecken vorgehen können“, appelliert Landgraff weiter. Eine weitere Forderung der internationalen Allianz ist eine engere Verknüpfung des Covid-19-Reaktionsplanes der Regierung mit den Maßnahmen gegen die Heuschreckenplage. Beispielsweise durch Verwendung eines gemeinsamen Nachrichtensystems zur Meldung von Coronafällen und dem vermehrten Auftreten von Heuschrecken.
Corona-Einschränkungen erschweren den Kampf gegen die Heuschrecken
Helfer der Bündnisorganisation Terra Tech berichten, dass sie in Äthiopien aufgrund der Versammlungsverbote keine Hilfsgüter mehr verteilen können. Nachdem die Heuschrecken vielerorts die Ernte zu großen Teilen vernichtet haben, benötigen die Menschen jedoch dringend Nahrungsmittel. Laut der Bündnisorganisation AWO International wird zudem die aktive Bekämpfung der Heuschrecken ausgebremst. Pestizide, die zur Vernichtung der Schädlinge eingesetzt werden, können nicht importiert werden. Wo noch Pestizide vorhanden sind, bremsen Ausgangssperren den weiteren Einsatz. „Um die Ausbreitung des Coronavirus und das Kollabieren des Gesundheitssystems zu verhindern, sind Maßnahmen wie Ausgangssperren und Grenzschließungen unabdingbar. Für den Kampf gegen die Heuschreckenplage sind sie jedoch ein massives Hindernis, zumal sie zu einem äußerst ungünstigen Zeitpunkt kommen“, erläutert Manuela Roßbach, geschäftsführende Vorständin von „Aktion Deutschland Hilft“. „In den ersten Aprilwochen haben sich viele neue Schwärme gebildet, die sich jetzt während der Regen- und Pflanzsaison besonders stark vermehren können. Experten rechnen damit, dass an einigen Orten Ernteverluste von bis zu 100 Prozent drohen“, so Roßbach weiter.