Offener Brief an die WHO/UN Expertenkommission 27.03.2020
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Corona-Schutzmaßnahmen erreichen 98% der älteren Bevölkerung nicht
26.03.2020
Aktuell: UN Expertenkommission / Stellungnahme vom 27.03.2020 - Link
Internationale Experten aus dem Bereich der Altersmedizin sowie HelpAge International haben die Weltgesundheitsorganisation WHO in einem offenen Brief dazu aufgerufen, die Empfehlungen zum Schutz der Bevölkerung gegen das Virus COVID-19 zu überprüfen und den Bedürfnissen anzugleichen. Demnach werden 98% der nicht in Langzeiteinrichtungen lebenden älteren Menschen und deren spezifischen Bedürfnisse durch die Empfehlungen der WHO nicht erreicht.
Die Mehrzahl der schweren Fälle und Todesfälle, die durch COVID-19 verursacht werden, gehören zu den über 60-Jährigen, aber die WHO hat keine Leitlinien für Beschäftigte im Gesundheitswesen herausgegeben, wie ältere Menschen behandelt werden sollen. Es wurde auch keine Beratung für ältere Menschen und ihre Familien zum Umgang mit Infektionsrisiken, zum Umgang mit den Symptomen und zur Milderung weitergehender Probleme wie zum Beispiel Depressionen erstellt.
Die Experten rufen die WHO dazu auf, diese Lücke umgehend zu schließen und den Bedürfnissen älterer Menschen als Reaktion auf die Coronavirus-COVID-19-Pandemie höhere Priorität einzuräumen. "Wir respektieren die von der WHO bei der Reaktion auf diese Pandemie übernommene Führungsrolle sehr, aber es ist jetzt an der Zeit, Informationen bereitzustellen, die auf ältere Menschen und ihre spezifischen Pflegebedürfnisse ausgerichtet sind“, so sagte Justin Derbyshire, Chief Executive von HelpAge International.
In Ihrem Brief würdigt die Expertengruppe die Arbeit der WHO, mahnt aber gleichzeitig mehr Engagement der internationalen Gemeinschaft sowie Solidarität mit den Ländern an, die nur über ein unzureichendes Gesundheitssystem verfügen: "Die Mitgliedstaaten müssen auch sicherstellen, dass sie den Bedürfnissen älterer Menschen in ihren eigenen nationalen Antworten und bei ihrer Unterstützung für Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen Priorität einräumen, so Derbyshire.
Den Wortlaut des „offenen Brief“ an die WHO, der bereits im British Medical Journal veröffentlicht wurde, finden Sie hier.
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Foto oben: ADRA Liberia